Bloss ein Spiegel, wie kann das sein?
Eines Morgens sprach er mich an
In dem Silber nun ein Gesicht
Fratzenähnlich, wie's zu mir spricht
In seinen Worten fühl' ich mich klein
Mich so entsetzlich, mich so gemein
Draussen Regen, in mir ein Sturm
Bitte Silber, sag' mir warum!
Spiegel, wo ist mein Gesicht?
Wahrheit, so will ich Dich nicht
Silber, so glänzend doch kalt
Wahrheit, macht vor niemandem halt
Doch diese Wahrheit kommt nicht allein
Als ihr Begleiter ist der Schmerz ihr Schrein!
Jeden Morgen beim Hahnenschrei
Steh' ich, sehn' ich mir es herbei
Dass der Spiegel mir endlich sagt
Weshalb er denn gegen mich klagt
Ich lausch' den Worten, fühle den Schmerz
Spüre Befreiung, greif' mir ans Herz
Wahrheitstrunken will ich versteh'n
Bitte Silber, hilf mir zu seh'n
Spiegel, bist Du mein Gesicht?
Wahrheit, so kenn' ich Dich nicht
Silber, so glänzend doch kalt
Wahrheit, macht vor niemandem halt
Doch diese Wahrheit kommt nicht allein
Als ihr Begleiter, ist der Schmerz ihr Schrein!
Spiegel, Spiegel, an meiner Wand
Was es hörte, hat es verbrannt
Wunden heilen, altes Ich nicht
In dem Silber stirbt es im Licht
Götzen, die fallen, Blicke, die fleh'n
Sinne, die staunen, Augen, die seh'n
Seh'n die Fratze im neuen Licht
Herr im Himmel, das bin ja ich!
Spiegel, Du bist mein Gesicht
Wahrheit, ich kenn' Dich noch nicht
Silber, so glänzend doch kalt
Wahrheit, macht vor niemandem halt
Doch diese Wahrheit kommt nicht allein
Als ihr Begleiter, ist der Schmerz ihr Schrein